Wie technische Inhalte Entscheider überzeugen
Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2025 um 08:47 Uhr.Viele Unternehmen in den Bereichen Industrie, Fertigung und Informatrionstechnologie stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung: Sie müssen tiefgehendes technisches Fachwissen in überzeugende Kommunikation verwandeln. Marketingteams erhalten oft äußerst detaillierte Informationen von Ingenieuren, Produktentwicklern und Fachkräften – doch diese in Inhalte zu übersetzen, die auch Entscheider überzeugen, ist eine diffizile Herausforderung.
Warum herkömmliche Ansätze zur Content-Erstellung scheitern
Viele Marketingteams verlassen sich auf interne Experten und gehen davon aus, dass deren Wissen ausreicht, um werthaltige Materialien zu erstellen. Wenn Inhalte jedoch zu technisch sind, schrecken sie möglicherweise ihr Publikum ab. Sind sie zu stark vereinfacht, verlieren sie wiederum an Glaubwürdigkeit. Die richtige Balance zu finden, ist eine zentrale Herausforderung im B2B-Marketing.
Fachabteilungen sprechen eine andere Sprache als Entscheider. Sie konzentrieren sich arbeitsbedingt auf komplexe Details, während Führungskräfte quantifizierbare Erkenntnisse und Ergebnisse mit Bezug zu ihrem Arbeitsbereich benötigen – und das sind meist Finance, Einkauf, Business Development, Controlling oder Legal. Diese Diskrepanz führt dazu, dass Inhalte entweder zu kompliziert oder zu allgemein sind, um Entscheider wirklich zu überzeugen.
Entscheider brauchen mehr als nur technische Spezifikationen
Überlegen Sie: Ihre Kunden interessiert nicht jedes technische Detail Ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung. Entscheider in B2B-Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Industrieautomation, Engineering und Softwareentwicklung, haben sehr konkrete Fragen:
- Wie löst diese Lösung mein geschäftliches Problem?
- Welche messbaren Vorteile bringt sie?
- Lohnt sich die Investition?
Erfolgreiche Marken setzen auf technische Storytelling-Konzepte
Einige der erfolgreichsten B2B-Marken haben es verstanden, technische Inhalte effektiv einzusetzen. Unternehmen wie Festo, IBM und Bosch beherrschen die Kunst, komplexe Technologie in reale Anwendungsfälle zu übersetzen. Festo spricht nicht nur über Industrieautomation – es zeigt, wie seine Lösungen Produktionslinien optimieren und den Energieverbrauch senken. IBM diskutiert nicht einfach über KI, sondern präsentiert Fallstudien darüber, wie Unternehmen Watson nutzen, um Effizienz zu steigern und Kosten zu senken.
Diese Marken haben erkannt, dass technische Inhalte nicht um Produkte, sondern um deren Auswirkungen gehen sollten.
Warum technische Inhalte eine strategische Grundlage brauchen
Unüberlegtes Content-Erstellen ohne strukturiertes Framework ist einer der größten Fehler von Marketingteams. Bevor ein einziger Satz geschrieben wird, müssen folgende Fragen geklärt sein:
- Welches geschäftliche Ziel soll dieser Inhalt unterstützen?
- Wer ist die Hauptzielgruppe, und welche Informationen benötigt sie?
- Wie wird dieser Inhalt den Leser zu einer Entscheidung führen?
Die richtigen Informationen aus Fachleuten herausfiltern
Einer der effektivsten Wege, die Kluft zwischen Fachwissen und ansprechenden Inhalten zu überbrücken, ist das Interview. Ein journalistischer Ansatz ist hierbei besonders wirksam. Anstatt eine allgemeine Produkterklärung anzufordern, sollten Marketer Fachleute gezielt zu geschäftsrelevanten Einblicken führen, indem sie fragen:
- Welches konkrete Geschäftsproblem löst diese Lösung?
- Können Sie ein Beispiel aus der Praxis nennen?
- Was passiert, wenn Unternehmen diese Lösung nicht implementieren?
Durch die Umstellung der Perspektive von Features auf Ergebnisse wird technischer Content greifbarer und relevanter.
Technische Details in überzeugende Narrative verwandeln
Großartige technische Inhalte informieren nicht nur – sie überzeugen. Das erfordert eine Mischung aus Präzision und Storytelling. Statt lediglich Funktionen aufzulisten, veranschaulicht effektiver Content reale Szenarien, in denen diese Funktionen einen Unterschied machen. Eine starke narrative Struktur könnte beinhalten:
- Das Problem: Welche Herausforderung besteht in der Branche?
- Die Konsequenzen: Was passiert, wenn dieses Problem nicht gelöst wird?
- Die Lösung: Wie löst die Technologie das Problem?
- Der Beweis: Reale Daten, Kundenstimmen oder Fallstudien.
Dieser erzählerische Ansatz macht selbst komplexe technische Inhalte zugänglich und spannend.
Die Balance zwischen Klarheit und fachlicher Tiefe
Marketing-Inhalte leiden unter Simplifizierung. Zu viel Detailreduktion kann Inhalte oberflächlich wirken lassen. Die Kunst liegt darin, Tiefe zu bewahren und gleichzeitig die Lesbarkeit zu gewährleisten. Das gelingt durch:
- Klare, prägnante Sprache ohne übermäßigen Fachjargon.
- Strukturierte Inhalte mit Überschriften, Bullet Points und kurzen Absätzen.
- Visuelle Hilfsmittel wie Diagramme, Infografiken und Fallbeispiele.
Gute technische Inhalte müssen sowohl leicht verständlich als auch inhaltlich wertvoll sein.
Interne Widerstände gegen Content-Transformation überwinden
Nicht jeder Fachexperte oder Entscheider wird diesen Ansatz sofort akzeptieren. Ingenieure und Entwickler könnten befürchten, dass eine Vereinfachung technischer Inhalte deren Glaubwürdigkeit untergräbt. Um interne Zustimmung zu gewinnen, sollten Marketingteams:
- Den geschäftlichen Nutzen gut strukturierter Inhalte aufzeigen.
- Demonstrieren, wie führende Wettbewerber technische Inhalte erfolgreich umsetzen.
- Experten frühzeitig in den Prozess einbinden und als Thought Leader positionieren.
Oft ist ein kultureller Wandel innerhalb des Unternehmens erforderlich, um eine effektive Content-Transformation zu ermöglichen.
Konkrete Schritte für B2B-Unternehmen
Um diese Strategien erfolgreich umzusetzen, sollten Unternehmen:
- Eine Content-Strategie definieren, die auf Geschäftszielen basiert.
- Marketingteams in journalistischen Techniken schulen, um wertvolle Einblicke zu gewinnen.
- Content-Frameworks entwickeln, die technische Präzision mit überzeugenden Narrativen verbinden.
- In eine professionelle Redaktion investieren, um Klarheit ohne inhaltliche Verluste sicherzustellen.
- Analytics nutzen, um Inhalte kontinuierlich zu optimieren.
Der Wettbewerbsvorteil einer starken technischen Content-Strategie
Unternehmen, die technische Inhalte richtig einsetzen, gewinnen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Sie positionieren sich nicht nur als Branchenführer, sondern bauen auch stärkere Kundenbeziehungen auf. Wer diese Herangehensweise meistert, gewinnt das Vertrauen, die Aufmerksamkeit und letztendlich das Geschäft seiner Zielgruppe.

Gerrit Grunert ist Gründer und CEO von Crispy Content®. 2019 veröffentlichter er das bei Springer Gabler erschienene Standard-Werk "Methodisches Content Marketing" sowie die Online-Kurs-Serie "Making Content". Privat ist Gerrit ein leidenschaftlichen Gitarren-Sammler, liest gern Bücher von Stefan Zweig und hört Musik von vorgestern.