Warum Deutschland Ihr nächster Markt sein wird
Zuletzt aktualisiert am 2. Mai 2022 um 19:50 Uhr.Die Flughäfen sind leer, die Automobilproduktion steht still, Kinos und Bars sind geschlossen und Ladenbesitzer fürchten um ihre wirtschaftliche Existenz. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft sagte voraus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um fast neun Prozent einbrechen könnte. Dies entspräche einem Verlust von mehr als 300 Milliarden Euro und wäre der mit Abstand schlimmste Konjunktureinbruch seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ist dies das Ende? Wir nennen 10 Gründe, warum internationale Unternehmen nach der COVID-10-Krise in Deutschland besonders große Möglichkeiten haben.
Grund 1: Wenige Staaten managen die Corona-Krise so bedacht wie Deutschland
Während in in vielen Ländern die Menschen während der Corona-Krise um ihre wirtschaftliche Existenz bangen, ist der, der in Deutschland lebt, vergleichsweise gut aufgestellt. Einem Ranking der Londoner Deep Knowledge Group (DKG) zufolge ist Deutschland derzeit das sicherste und stabilste Land in Europa. Im weltweiten Maßstab managt nur Israel die Krise besser.
Grund 2: Deutschlands COVID-19-Strategie macht die Krise planbar
Die deutschen Behörden wissen nicht, wie sich Corona in den nächsten Tagen entwickeln wird. Sie haben für die verschiedenen Szenarien, die eintreten könnten, jedoch verschiedene Maßnahmenpakete beschlossen, die die Krise abfedern sollen. Dazu gehört unter anderem ein Milliarden-Schutzschild für Unternehmen, Kurzarbeiter-Regelungen und Steuer-Stundungen, die sogar von Solopreneurs in Anspruch genommen werden können.
Grund 3: Deutschland hält als weltweit viergrößte Wirtschaft jede Menge Potenzial bereit
Deutschland ist die größte Volkswirtschaft Europas und nach den USA, China und Japan die viertgrößte der Welt. In Deutschland haben umsatzstarke Branchen Automobilbau, Maschinen- und Anlagenbau, Chemieindustrie sowie die Medizintechnik ihre Heimat und machen so weit über die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes aus. In Forschung und Entwicklung investiert Deutschland jährlich 92 Milliarden Euro. Deutschland hat jedoch den weltweit größten Exportüberschuss. Die Regierung weiß das und will dieses Problem lösen – durch Importe. Diese Chance sollten Sie nutzen.
Grund 4: Die deutsche Wirtschaft ist nicht digital transformiert
Die ganze Welt digitalisiert sich - Deutschland tut sich dabei schwer. Deutschland als wichtigster europäischer Wirtschaftsstandort liegt einer Umfrage des IMD World Competitive Center zu Folge gerade einmal auf Platz 17. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich entscheiden, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern der digitalen Transformation gehören wird. Die Unternehmen stellen ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand und brauchen dringend Inspiration und Unterstützung. Deshalb finden internationale Unternehmen aus dem Digital-Bereich nach der Krise einen Markt voller finanziell gut ausgestatteter und bedürftiger Prospects vor.
Grund 5: Deutschland lernt jetzt erst Remote Work
Um die Ausbreitung von COVID-19 in Deutschland einzudämmen, schicken viele Unternehmen ihre Angestellten diese Woche ins Home-Office. Vor allem Eltern nutzen diese Möglichkeit, sofern sie gegeben wird, um ihre Kinder betreuen zu können, seitdem Kitas und Schulen am Freitag landesweit wegen des Coronavirus geschlossen wurden. Laut einer Umfrage des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) aus dem März 2019 unter mehr als 1.000 Angestellten denken 45,7 Prozent der Befragten, ihre Arbeitgeber seien dazu noch nicht bereit. Die Unternehmen haben Nachholbedarf. Kein Wunder, denn Deutschland ist kein Flächenland. Die Distanzen sind kurz, die Reisekosten niedrig und Remote Work nicht nötig. Wer jetzt den Unternehmen bei der Integration dieses Modells hilft, holt sich die besten Kunden.
Grund 6: Deutschlands wertvollste Branchen haben den größten digitalen Innovationsstau
Jeder kennt das Label „Made in Germany“. Der Maschinenbau ist dafür zu großen Teilen verantwortlich. Deutschlands Maschinenbauer stehen so gut da wie seit Jahren nicht mehr. Doch zugleich befindet sich die Branche erst am Anfang ihrer digitalen Entwicklung.
Blockchain, Smart Factory oder Predictive Maintenance sind spätestens seit 2019 auch auf Vorstandsebene Probleme, die weder verstanden noch gelöst werden. Während die Zahlen also ein positives Signal senden, hält der digitale Wandel nur sehr langsam Einzug. Es fehlt an Partnern, mit denen intensiv und umfassend Pläne für die Zukunft geschmiedet werden können. Sie könnten der Innovationspartner sein.
Grund 7: Der deutsche Staat ist liquide und fördert endlich
In der Vergangenheit stiegen dank der Konjunktur die Steuereinnahmen Jahr für Jahr. Steuergeschenke gab es eine keine. Spätestens jetzt, in der Corona-Krise, macht der Staat neue Schulden, um deutsche Unternehmen zu stützen. Die Bundesregierung hat im April ein milliardenschweres Rettungspaket für die Wirtschaft auf den Weg gebracht. Die Unternehmen können weiter arbeiten. Über diesen Weg können auch internationale Unternehmen, die deutsche Kunden beraten, ihnen Services oder Produkte verkaufen, profitieren.
Grund 8: Deutschland bietet sichere Rahmenbedingungen für Investoren
Eine 2019 veröffentlichte Studie des American Chamber of Commerce zeigt, dass der deutsche Wirtschaftsstandort bei amerikanischen Unternehmen besonders beliebt. 81 Prozent der Befragten waren der Meinung, der Standort sei „sehr gut oder gut“. Weitere 97 Prozent der Manager gaben an, ihre Aktivitäten in der Bundesrepublik in den nächsten drei bis vier Jahren ausbauen bzw. beibehalten zu wollen. Das gilt nicht nur für US-amerikanische Unternehmen: So ist Deutschland der weltweit wichtigste Standort für Neuansiedlungen aus China. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, vor allem aber die Rechtssicherheit sind einer der wichtigsten ausschlaggebenden Punkte für diese Entwicklung.
Grund 9: Deutschland wartet auf Investoren
Die Zahl ausländischer Investitionen in Deutschland ist einer EY-Studie zufolge 2019 erstmals seit Jahren gesunken. Das ist der erste Rückgang überhaupt seit Beginn der jährlichen Untersuchung 2005. Deutschland könnte seine Rolle als Wachstumsmotor der europäischen Wirtschaft verlieren. Ausländische Unternehmen, die in Deutschland aktiv sind, sehen der Umfrage zufolge die deutsche Standortpolitik zunehmend kritisch. Der Anteil der negativen Bewertungen stieg im Vergleich zum Vorjahr von 22 auf 37 Prozent.
Transport-Infrastruktur, die Stabilität im politischen und rechtlichen Umfeld Deutschlands und das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte sind eigentlich gute Argumente. Um das nicht zu verspielen, wird sich Deutschland bewegen müssen – spätesten nach COVID-19. Es fehlt an Dynamik und Impulsen, ideal für Sie?
Grund 10: COVID-19 zwingt die deutsche Politik zum Umdenken
Mit COVID-19 werden viele Entscheidungen, die die deutsche Politik getroffen hat, in Frage gestellt: Zähe Digitalisierung, mangelnder Breitbandausbau, das Festhalten an überholten Technologien, kaum Bereitschaft, Schulden aufzunehmen und in Innovation zu investieren – das macht die deutsche Wirtschaft offen für neue Angebote.
Jetzt, mitten in der Corona-Krise, scheint ein unpassender Zeitpunkt für solche Angebote zu sein. Aber es wird eine Zukunft nach COVID-19 geben – und die sieht in Deutschland vermutlich rosiger aus, als in den meisten Ländern dieser Welt. Die Chancen sind da, Sie müssen sie nur noch nutzen.
Gerrit Grunert ist Gründer und CEO von Crispy Content®. 2019 veröffentlichter er das bei Springer Gabler erschienene Standard-Werk "Methodisches Content Marketing" sowie die Online-Kurs-Serie "Making Content". Privat ist Gerrit ein leidenschaftlichen Gitarren-Sammler, liest gern Bücher von Stefan Zweig und hört Musik von vorgestern.