"Autohäuser brauchen Social-Media-Marketing"
Zuletzt aktualisiert am 19. November 2021 um 14:23 Uhr.Das KfZ-Gewerbe ist, wie kaum eine andere Branche, von der Corona-Krise betroffen: Der Hof steht voll, die Verkaufsräume sind geschlossen, der Kundenverkehr ist zum Erliegen gekommen. Im ausführlichen Interview mit “Kfz-Betrieb”, dem Branchenmagazin für das KfZ-Gewerbe, gibt Gerrit Tipps, wie Händler und Werkstätten die derzeitige Krise als Chance zur Digitalisierung von Marketing, Vertrieb und Support nutzen können.
“Social Media Marketing erreicht jeden geschäftsfähigen deutschen Kunden”
kfz-betrieb.de: Welche Zielgruppen lassen sich grundsätzlich über die sozialen Medien ansprechen? Warum ist Social Media Marketing für Autohäuser wichtig?
Gerrit: Laut einer Statistik der Branchen-Website allfacebook.de aus März 2019 sind auf der Plattform Facebook 32 Millionen Nutzer in Deutschland, 3,9 Millionen Nutzer in Österreich und 3,8 Millionen Nutzer in der Schweiz aktiv – und das meist täglich. Das sind in Summe fast 40 Millionen Nutzer.
Während der Corona-Krise explodieren die Zahlen der aktiven Nutzer regelrecht.
Wir können also davon ausgehen, dass wir über soziale Plattformen wie Facebook und sein Schwesternetzwerk Instagram so gut wie jeden potenziellen Kunden, der auch geschäftsfähig ist, erreichen können.
Auch YouTube als virtueller TV-Sender unter den Social-Media-Kanälen sollte nicht vergessen werden. Eine zielgruppengenaue Aussteuerung von Content ist auch hier möglich und längere redaktionelle Bewegtbild-Inhalte sorgen für eine stärkere Nutzerbindung als kurze Videos.
Darüber hinaus gibt es selbstverständlich noch weitere Social-Media-Plattformen wie z.b. Xing oder LinkedIn, die eher die Geschäftskunden ansprechen und für den Flottenverkauf nützlich sind, aber die Reichweiten sind hier bei weitem nicht so groß wie bei Facebook.
Durch die Möglichkeiten der genauesten Aussteuerung unseres Content geben uns Facebook, Instagram und YouTube die Möglichkeit, zielgenau in jenen Content zu investieren, die unsere gewünschte Zielgruppe auch erreichen soll.
“Das lokale Targeting ist der Schlüssel zum Erfolg”
Gerrit: Was das Social Media Marketing auf diesen drei Plattformen für Autohäuser so attraktiv macht, ist die Möglichkeit der lokalen Aussteuerung des Content. Übersetzt bedeutet das: Wir schalten Werbung, die nur Nutzer aus unserem Einzugsgebiet sehen, so dass wir die einmal gewonnen Kunden auch noch im standortgebundenen After Sales sicher monetarisieren können.
Die Möglichkeiten im Online Marketing bzw. im Social Media Marketing sind schier unendlich und gerade jetzt gibt es einen Grund sie zu testen.
“Das Kundenerlebnis muss in den virtuellen Raum verlagert werden”
kfz-betrieb.de: Warum ist Social Media Marketing auch in Zeiten relevant, in denen Autohäuser auf behördliche Anordnung hin geschlossen sind?
Gerrit: In Zeiten von Corona und des Social Distancings ist es notwendig, die Beziehung zu potenziellen Neukunden oder Bestandskunden in den virtuellen Raum zu verlagern, es gibt keine Alternative. Weder wollen wir Bestandskunden verlieren, noch wollen wir Neukundenpotenziale an unsere Wettbewerber verschenken. Kommunikation ist der Schlüssel, derzeit muss all das digital passieren. Wer dort schweigt, verliert.
Über die Kommunikation in Social Networks können wir uns gegenüber unserer Zielgruppe als echter Mobilitäts-Partner positionieren, Vertrauen aufbauen und uns mit Authentizität aufladen. So gewinnen wir das Vertrauen.
“Alles wird messbar… besser geht es nicht”
Technisch betrachtet lässt sich die komplette Marketing- und Vertriebskommunikation digital abwickeln. Sogar der Vertragsabschluss muss nicht mehr im Autohaus stattfinden, auch dafür gibt es rechtssichere digitale Lösungen. In sozialen Netzwerken nimmt der Vertrieb seinen Anfang und durch die konsistente Messbarkeit können wir das Nutzerverhalten bis zum Vertragsabschluss messen und verfolgen. Besser geht es eigentlich nicht.
“Nicht alles kann virtualisiert werden”
kfz-betrieb.de: Die Menschen verbringen aufgrund der Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen derzeit mehr Zeit zu Hause und nutzen verstärkt die sozialen Medien. Wie kann man sich dies für das Social Media Marketing zunutze machen, auch um für die Zeit nach der Corona-Krise gewappnet zu sein?
Gerrit: Wir müssen derzeit auf klassische Vertriebstools wie Kunden-Events verzichten, leider. Social Media Marketing kann das Erlebnis im Autohaus, einen Neuwagen zu riechen oder zu fühlen, keinesfalls ersetzen. Alles andere aber schon.
Angesichts der Tatsache, dass die Nutzer viele Stunden des Tages in sozialen Netzwerken verbringen, sind sie für uns erreichbar. Wenn wir jetzt visuell und kommunikativ Bedürfnisse wecken, die wir nach der Corona-Krise bedienen, dann investieren wir in unsere Zukunft.
“Wer jetzt handelt, investiert in die Zukunft”
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den Erstkontakt mit potenziellen Neukunden herzustellen. Warum? Die Zeit zwischen Erstkontakt mit der Fahrzeugmarke und dem tatsächlichen Kaufabschluss im Autohaus ist in der Automobilbranche länger, als wir in Deutschland den Lockdown durchhalten werden.
Mit Spezialangeboten wie z.B. zeitlich limitierten Discounts oder reduzierten Anzahlungen können wir die Einstiegshürden in den Kaufprozess senken, Verbindlichkeiten schaffen und zum Cashflow für das Autohaus beitragen.
“Auch Autohäuser können Storytelling betreiben”
kfz-betrieb.de: Wie sieht eine geeignete Social Media Strategie in solchen Krisenzeiten aus? Wie kann man es schaffen, die potenziellen Kunden und Zielgruppen bei Laune zu halten, auch wenn diese gerade keine Autos kaufen können/dürfen? Welche Botschaften sollte man jetzt versuchen, an die jeweiligen Zielgruppen zu kommunizieren?
Gerrit: Wir können schon jetzt Bedürfnisse wecken, die wir nach der Krise bedienen.
Das Automobil symbolisiert gerade für die deutsche Zielgruppe sehr viel mehr als nur ein Fahrzeug: Es steht für Freiheit, für Individualität, für Handwerk und vieles mehr. Diese Werte, aber auch unsere Produkte und Dienstleistungen, lassen sich durch einen virtuellen Rundgang durch den Showroom, Produktvorstellungen und Testimonials perfekt inszenieren, kontextualisieren und digital verteilen. Der Publikumsverkehr mag derzeit eingeschränkt sein, die Arbeit des Social Media Marketers jedoch nicht.
Werbeschaltungen bedeuten nicht nur teure TV-Spots im Vorabendprogramm von ProSieben, es können auch kostengünstige Videoformate für den eigenen YouTube-Kanal sein. Wenn jeder Nutzer das mit User Generated Content schafft, wieso sollten das Autohäuser nicht selbst in die Hand nehmen? Ein Blick ins Programm von DMAX sorgt für ausreichend Inspiration.
Schlussendlich: In so hoffnungslosen Zeiten brauchen die Menschen einen Lichtstreif am Horizont – und der kann sich auch in einem neuen Wagen materialisieren.
“Gewinnspiele, Influencer Marketing oder Chatbots – die Möglichkeiten sind unendlich”
kfz-betrieb.de: Welche Instrumente stehen den Social-Media-Verantwortlichen zur Verfügung und welche sollte man sinnvollerweise in der aktuellen Situation nutzen? Wäre beispielsweise ein Instagram-Gewinnspiel sinnvoll oder auch die Einbeziehung eines Influencers? Oder sollte man sich derartige Maßnahmen für die Zeit nach der Krise aufheben?
Gerrit: Die Corona-Krise ist zu jung, als dass es valide Daten zum Nutzerverhalten in Bezug auf Gewinnspiele oder Influencer gäbe. Das lässt sich nur per Bauchgefühl einschätzen.
Gewinnspiele funktionieren zu jeder Zeit, wenn der ausgelobte Gewinn attraktiv genug ist. Das gilt besonders für Krisenzeiten, da der Nutzer-Invest aus einer Datenabgabe besteht. Allerdings haben wir jetzt die Chance, auch einmal neue Wege zu gehen.
Zum Beispiel durch den Einsatz von Influencern: Reichweitenstarke Influencer verfügen über ein großes Publikum, das sie sofort aktivieren können. Wir können so schnell Sichtbarkeit in der für uns gewählten Zielgruppe erreichen.
Und es gibt derzeit eine interessante Situation: Durch die Reduzierung der Marketing-Etats der großen Konsumgüter-Unternehmen haben einige Influencer freie Kapazitäten, wodurch die Preise für Buchungen sinken. Werbungtreibende, denen die Einstiegshürde aus Kostengründen bisher zu hoch war, können nun das Influencer Marketing ebenso testen.
Die Influencer-Marketing-Maßnahme sollte allerdings in den gesamten Marketing-Mix eingebunden werden und kein vereinzelter Schnellschuss sein.
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